1. In welchen Dingen kann Künstliche Intelligenz mich beim Schreiben unterstützen?
Für alle, die gern schreiben, gibt es besonders zwei Möglichkeiten, um eine der zahlreich verfügbaren Anwendungen für die eigenen Zwecke zu nutzen.
Texte erstellen lassen.
Als Erstes sei genannt, dass wir uns durch eine beliebige Anzahl von Begriffen und Formulierungen eine – letztlich zufallsbasierte – Geschichte schreiben lassen können. Wir können der App dabei einen Stil vorgeben – z.B. „schreibe wie Hemingway” – einen gewünschten Ausgang – z.B. „schreibe ein Happy-End” – oder bestimmte Inhalte – z.B. „die beiden Studentinnen Cederic und Jackie lernen sich auf einer Party kennen.”
Fotos und Porträts deiner Figuren.
Eine weitere Möglichkeit, die für viele Schreibende nützlich sein kann, ist das Erstellen von Porträts oder Fotos ihrer fiktiven Figuren. Es gibt nicht wenige, die sich während des Schreibens durch Bilder die Identifikation mit ihren Figuren erleichtern. Viele nutzen dafür bisher Fotos von Personen aus Zeitschriften oder suchen online, um sich reale Vorbilder für ihre Figuren zu verschaffen. Mit der Künstlichen Intelligenz gibt es jetzt die Möglichkeit, selbst Abbilder dieser Figuren nach den ganz persönlichen Vorstellungen zu erstellen.
Rechtschreibung- und Grammatikprüfung.
Wir kennen und nutzen alle bereits seit vielen Jahren Programme, die mehr oder weniger genau unsere Texte auf Fehler überprüfen. Die treffsichere Dimension, in der dies in naher Zukunft durch Künstliche Intelligenz auch für komplexe Texte möglich sein wird, ist allerdings eine neue.
Wie die Unterstützung in Text und Bild ganz konkret aussehen kann, liest du weiter unter Punkt 4.
2. Werden Inhalte, die ich durch KI erstellt habe, zu meinem Eigentum?
Neuland und Grauzone.
Selten war die Dynamik einer neuen Technologie so stark wie im Fall der KI. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht weitere Apps auf den Markt drängen oder wieder aus einer Branche verkündet wird, dass die Künstliche Intelligenz in Zukunft viele ihrer Jobs komplett übernehmen wird. Und wie so oft hinken auch die rechtliche Einordnung und der gesetzliche Rahmen beträchtlich hinterher.
Zitate — das war einmal.
Die Zeiten, in denen wir eine Textstelle aus einem Buch verwendet und mit einer Fußnote in unserem Text zitiert haben, sind nicht mehr vergleichbar mit den unzitierten und gigantischen Datenmengen, aus denen heute durch die KI neue Inhalte entstehen.
Es gibt gegenwärtig Kennzeichnungspflicht oder einen Nachweis darüber, aus welchen Quellen die KI ihre Ergebnisse erstellt. Die Schwierigkeit ist demnach, dass bei der Verwendung Urheberrechte verletzt werden könnten, von denen wir gar noch nichts wissen.
Keine Urheberschaft.
Umgekehrt ist es nicht möglich – so der bisherige Stand in Deutschland – für Inhalte, die überwiegend durch KI erstellt wurden, eine Urheberschaft zu beantragen. Denn diese setzt eine natürliche Person – also einen Menschen – als Urheberin voraus.
Woher kommen all die Informationen?
Es sei an dieser Stelle nochmals ganz deutlich darauf hingewiesen. Jedes Ergebnis, das wir durch eine Abfrage einer KI Anwendung bekommen, resultiert aus einer maschinellen Kombination unzähliger und nicht zitierfähiger Inhalte. Dies sollte jeder wissen, der die Künstliche Intelligenz für sich verwendet. Eine Ausnahme sind natürlich die Fälle, in denen wir die KI nach zitierfähigen Quellen abfragen.
3. Wo könnten die Grenzen der KI liegen?
Ohne Emotionen.
Auch auf die Gefahr, dass wir als Fortschrittsverweigerinnen gelten könnten: Unseregeschriebenen Texte verhalten sich zu einem künstlich zusammengesetzten Text ähnlich wie ein Unikat – z.B. ein Möbelstück – zu der industriell gefertigten Kopie. Es hat eine andere Wirkung, oder auf das Schreiben erzählender Texte übertragen: Es fehlt ihnen an einer Seele, die den Stoff emotional erzählt. Denn das kann und wird die KI nicht leisten: Sie ist zwar eine vielleicht perfekte Suchmaschine, hat aber nicht die Fähigkeit zu spontanen, emotional geprägten Entscheidungen. Sie imitiert menschliches Verhalten und liefert daraus eine nicht emotional getragene Kombination. Genau darin liegt der Unterschied zum Menschen, der zwar andere Menschen ebenso imitiert, jedoch eine persönliche – eben emotionale und somit neue – Variation daraus erschafft.
KI Buchautorinnen.
Die von den Anbietern in jüngster Zeit angekündigten KI (Buch-)Autorinnen haben längst Einzug in die Redaktionen der Verlage und in viele Unternehmen gehalten. Wir denken, dass für die meisten dieser Texte nach wie vor eine Überprüfung durch einen Verantwortlichen sinnvoll ist. Denn vergessen wir nicht, dass es angesichts der zunehmenden Falschmeldungen auch im Pool der Informationen, auf den die KI zurückgreift, zwangsläufig zu Irrtümern kommen wird.
Gefahren für die Vielfalt.
Bereits jetzt werden Informationen für jede einzelne Nutzerin personalisiert. Für Recherchen journalistischer Arbeit wird immer weniger Zeit und Sorgfalt aufgewendet und auch hier verschwinden die Angaben zu Quellen. Die Folge: Qualität und Vielfalt nehmen ab, während die Konsumentinnen zunehmend unkritischer und weniger neugierig werden.
4. Wie verwende ich die KI ganz konkret für mein Schreiben?
Wir stellen dir hier zwei Möglichkeiten vor, wie du dich von KI-Anwendungen in deinem Schreiben unterstützen lassen kannst:
Mache dir ein Bild von deiner Heldin.
Geht es dir auch so, dass du deine Figuren besonders gut beschreiben kannst, wenn du dir ein Foto aussuchst, das deiner Vorstellung ziemlich nahe kommt?
Wir machen unter unseren Teilnehmerinnen zwei Typen aus: Die eine hat eine ungefähre Vorstellung davon, wie ihre Figuren aussehen sollen. Mit anderen Worten, es wird im Gedächtnis nach existierenden Vorbildern gesucht. Gehörst du zu dieser Gruppe, dann empfehlen wir dir, auch weiterhin auf bereits vorhandenes Bildmaterial zurückzugreifen, z.B. online aus sozialen Medien oder auch in Form von einfachen Ausschnitten aus Zeitschriften.
Manche Kursteilnehmerinnen wiederum haben eine ganz konkrete und bildliche Vorstellung darüber, wie ihre Figuren aussehen sollen. Sollte dir das bekannt vorkommen, dann weißt du vermutlich aus eigener Erfahrung, dass es schwer sein kann, genau für diese Figur ein passendes Foto zu finden, das sich als Vorlage für deine Heldin eignet. Und genau hier kann dir die KI eine Erleichterung sein. Künstliche Intelligenz erstellt nicht nur Texte, sondern auch Fotos oder Porträts. Die Herausforderung – und dies erfordert einige Zeit und Übung – ist es, dass du sämtliche Details möglichst eindeutig benennen musst, um ein passendes Ergebnis zu bekommen. Eine Vielzahl von Apps ist wiederum ausschließlich in englischer Sprache. Wie du aus deinen Vorstellungen auch tatsächlich das Porträt deiner Heldin herausbekommst, darüber wirst du in einem der folgenden Newsletter mehr lesen.
Fazit
Mit KI kannst du dir, mit ein wenig Übung, ein Foto erstellen, das deinen persönlichen Vorstellungen von deiner Figur verblüffend nahe kommt. Dies fördert die Identifikation mit deiner Heldin und so kannst du auf diese Weise deine Geschichte vielleicht sogar noch besser erzählen.
Nutze die KI, um dich inhaltlich inspirieren zu lassen.
Du schreibst bereits länger selbst an eigenen Geschichten oder Szenen? Dann weißt du ganz bestimmt, wie es sich anfühlt, wenn einem gerade keine Idee einfällt, wie es mit der Handlung weitergehen könnte. Oder aber du schreibst bereits an einer laufenden Handlung und du bist so tief in deine Geschichte versunken, dass dir einfach keine weiteren Details mehr einfallen wollen. Für diesen Fall eröffnet die Text-KI dir neue Möglichkeiten.
Unser Beispiel
Nehmen wir an, du schreibst eine Geschichte über ein Paar, das nach Rom reist. Nun überlegst du, welche Dinge das Paar in der ewigen Stadt unternimmt. Angesichts der Vielzahl touristischer Attraktionen möchtest du eine passende Auswahl bekommen, statt selbst danach zu suchen.
Deine Sucheingabe entscheidet
Je nachdem, wie du die KI mit deiner Anfrage anweist, bekommst du unterschiedliche Antworten. So ist es z.B. wichtig, dass du Angaben zu der Textform – Auflistung oder Erlebnisbericht – machst, die bei deiner Anfrage herauskommen soll. Die Eingabe, die deine Anfrage enthält, wird Prompt genannt. Dieser englische Begriff kommt aus der IT und bedeutet Eingabeaufforderung oder auch kurz gesagt: Befehl.
Beispiel Prompt 1
„Welche Freizeitaktivitäten kann man in Rom unternehmen?”
- Du bekommst eine Aufzählung möglicher Ziele aus unterschiedlichen Kategorien – wie z.B. Kunst, Kulinarik, Parks – mit dazu passenden Fundstellen.
Beispiel Prompt 2
„Ein Paar erlebt ein Wochenende in Rom. Schreibe einen Erlebnisbericht.”
- Du bekommst eine künstlich erstellte Geschichte. Je weniger du spezielle Details angibst (z.B. sie interessieren sich für Archäologie), desto mehr wird das Ergebnis den typischen – klischeehaften – Erwartungen entsprechen. Denn die KI greift auf das zurück, worüber es die meisten Informationen im Netz gibt. Probiere es einfach einmal aus.
Je mehr Übung du mit der Eingabe von Befehlen – den Prompts – hast, desto zutreffender und individueller sind auch die Antworten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass durch die mit KI gewonnenen Ergebnisse oft weitere Ideen entstehen. Die Künstliche Intelligenz kann in diesen Fällen wie eine Blockadebrecherin wirken. Dies ist besonders dann der Fall, wenn wir uns einen Fließtext – „schreibe einen Erlebnisbericht” – anzeigen lassen. KI kann also auch einfach eine willkommene Inspiration – wie bisher bei Online-Recherchen – sein. Allerdings ist dies bislang auch möglich gewesen.Denn auch Fundstellen, auf die wir bislang mit Google gestoßen sind, haben wir bislang beim Schreiben unserer Texte nicht gänzlich übernommen, sondern nur Teile davon.
Fazit
Möchtest du die KI für ganze Textpassagen nutzen, wirst du um eine Überarbeitung nicht herumkommen. Dies gilt selbst dann, wenn du dein Prompt treffsicher formuliert hast
Zum Schluss
Dieser Artikel wurde – mit Ausnahme der zwei Beispiele für die Prompts – gänzlich ohne KI erstellt, und dies werden wir auch in Zukunft beibehalten. Wir haben bewusst darauf verzichtet, die Apps namentlich zu nennen, solltest du aber Fragen dazuhaben, kannst du dich gern per Mail an uns wenden.