Schaukeln macht neugierig

Beim Aufbau einiger unserer Geschichten wenden wir diese Methode an, um sie so zu entwickeln, dass sie später gut lesbar und schlüssig sind. Man könnte dieses Vorgehen auch als ein Schaukeln (SWINGING) bezeichnen. Denn wir wechseln während des Schreibens zwischen mehreren Ebenen hin und her. Sobald wir zu einer dieser Ebenen zurückkehren, schreiben wir an dieser ein kleines Stück weiter. Auf diese Weise vorzugehen, kann einen besonderen Vorteil haben, denn wir übernehmen uns nicht so schnell und entwickeln unsere Ideen in einem Tempo, das unsere Leserinnen nicht überfordert. Es ist zudem eine gute Möglichkeit, um besonders bewusst zu schreiben.

Das Beispiel

Nehmen wir einmal an, dass es unsere Idee ist, über drei Freundinnen zu schreiben, die einen gemeinsamen Ausflug unternehmen. Wir entscheiden uns in diesem Beispiel für drei Ebenen, die in unterschiedlichen Zeiten handeln. Die der erzählten Gegenwart (1), die der Vergangenheit (2) und die der Zukunft (3). Wie könnte das Schaukeln oder Schwingen beim Schreiben unserer Geschichte nun aussehen?

Der erste Schwung 

Wir beginnen unsere Erzählung, indem wir die Ausgangssituation der jeweiligen Ebenen beschreiben. Die erzählte Gegenwart wird hierbei in der Vergangenheitsform beschrieben.

Der erste Schwung ist damit so etwas wie der Entwurf der Einstiegsszene.

1 Gegenwart (erzählte)
Die drei Frauen erreichten gut gelaunt den Strand und freuten sich über den Sonnenschein.

2 Rückblick 
Seit ihrem Schulabschluss hatten sie sich nicht mehr gesehen, bis dahin waren die Freundinnen unzertrennlich gewesen.

3 Zukunft 
In wenigen Tagen würde jede von ihnen wieder in ihr Leben zurückkehren und es war ungewiss, ob sie sich in Zukunft noch einmal wiedersehen würden.

Der zweite Schwung

Auf den Inhalten des ersten Schwungs bauen wir weiter auf, indem wir den Zyklus weitererzählen, und zwar in einem Tempo, das zu unserer Geschichte passt. Das bedeutet, dass wir Antworten auf die Fragen finden sollten, die mit dem ersten Schwung unsichtbar im Raum stehen.

1 Gegenwart (erzählte)
Keine von ihnen hatte lange darüber nachdenken müssen, ob sie zu dem Treffen kommen sollte. Sie waren neugierig, welches Leben die anderen führten.

2 Vergangenheit 
Nach dem Schulabschluss waren sie in unterschiedliche Städte gezogen und bereits nach einem halben Jahr war der Kontakt, bis auf eine Pflicht-SMS an Geburtstagen, eingeschlafen.

3 Zukunft + Gegenwart
Ulli würde in wenigen Wochen entbinden, so dass Gesa, die den Korken bereits hatte knallen lassen, sich die Flasche Sekt mit Tess teilte. 

Wie geht es weiter

Du kannst Ebenen wählen für Figuren, unterschiedliche Zeiten oder Inhalte, über die du schreiben möchtest. Auf welcher Ebene du weitere Informationen einfließen lässt, entscheidest du nach deinem Gefühl. Änderungen lassen sich leicht vornehmen, ohne dass dabei das ganze Gerüst zusammenfällt. So könntest du in dem dritten Schwung auf Ebene 1 über Gesa und auf Ebene 2 etwas über Steff erzählen. Mit etwas Übung wirst du sicher Gefallen an dieser Methode finden.

Darauf achtest du

Das Schaukeln stößt dann an seine Grenzen, wenn es zu mechanisch geschieht. Achte also darauf, dass du nicht plötzlich drei Geschichten in einer schreibst. Jede der Ebenen muss logisch und zeitlich mit den anderen harmonieren. Der Vorteil ist, dass du es bei dieser Methode schnell bemerken wirst, sobald du dich verzettelt hast.

Anmerkungen

Diese Methode ist natürlich kein Wundermittel, um eine Geschichte ganz einfach nach einem Schema schreiben zu können, aber sie kann dir gerade am Anfang eine große Hilfe sein. Wie ein Rahmen hilft sie dir dabei, für die Zeit oder die Figuren, über die du schreibst, einen geordneten Aufbau zu entwickeln. 

Der Tipp

Gerade wenn du an deinen ersten Seiten und Ideen schreibst, kann es ratsam sein, in kurzen Sätzen zu schreiben. Je übersichtlicher für dich die Handlung dabei bleibt, desto geringer ist die Gefahr, dass du den roten Faden für deine Handlung verlierst. Für eine bessere Übersicht kannst du die einzelnen Teile der Ebenen auch untereinander schreiben. Letztlich hängt es von der Geschichte ab, die du erzählen möchtest, ob du deine Ebenen in verschiedene Zeit- oder in Handlungsstränge aufteilst.

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