Wie wir unsere Fantasie trainieren können.

Wie oft kommen viele von uns begeistert und voller Enthusiasmus auf eine Idee für eine Handlung oder Konstellation, über die sich eine tolle Geschichte erzählen ließe?

Und wie oft lassen wir dann eben diese Idee wieder fallen. Nicht selten passiert dies, weil wir nicht genügend Fantasie und Ausdauer aufwenden, um aus der Idee wenigstens eine Skizze zu gestalten, die uns dann so wichtig wird, dass wir sie unbedingt weiterverfolgen möchten. Eine Frage könnte an dieser Stelle also lauten: Wie trainieren wir unsere Fantasie, damit wir mit ihrer Hilfe unsere Ideen lebendiger gestalten und an ihnen festhalten können?

Autorinnen und Autoren sehen ihre Ideen in Bildern vor sich und halten daran fest.

Wir staunen immer wieder, wie unterschiedlich Autorinnen und Autoren ihre Figuren, Orte und Szenen beschreiben. Mal ausführlich, mit vielen Details, so dass wir eine genaue Vorstellung davon haben, wie er oder sie sich die Szene gedacht haben mag.

Andere schreiben in einem bemerkenswert reduzierten Sprachstil, so dass uns viel Spielraum bleibt und wir uns ein ganz eigenes Bild von Schauplätzen und Akteuren machen müssen oder dürfen. Was aber die meisten Schreibenden verbindet, ist die Fähigkeit, sich die Dinge, über die sie schreiben, auch bildlich vorzustellen.

Beim Schreiben liegt die Verantwortung für jedes Bild bei uns.

Wer also eine Geschichte schreibt, denkt sich die Figuren und Schauplätze dazu aus. Fröhlich oder traurig, groß oder klein, am Meer oder in der Stadt: Wir treffen eine Vielzahl an Entscheidungen und einige davon geschehen unbewusst, so dass wir es nicht einmal merken. In uns entsteht ein Bild, das sich in Bruchteilen einer Sekunde gegen andere Optionen durchsetzt. Für diese Bilder passende Worte zu finden und sie nicht nur festzuhalten, sondern sie in einen Zusammenhang zu bringen, das sind gleich zwei Gründe, die das Erzählen so herausfordernd und persönlich machen.

Unsere Ideen bestehen oft aus Dingen, die wir selbst erlebt oder beobachtet haben.

Worüber wir schreiben, das ist uns mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann in unserem Leben schon einmal begegnet. Vielleicht nicht genau in dieser Form, sondern als Bild oder Augenblick einer Situation, die wir nun in Gedanken in einer anderen Variante vor uns sehen. Wir greifen also auf einen riesigen Pool an Bildern, Emotionen und Gedanken zurück, sobald wir unsere Fantasie einsetzen.

Unsere Vorstellungskraft können wir trainieren.

Wir brauchen also keine künstliche Intelligenz, um uns eigene Ideen auszudenken. Unser Gedächtnis ist voll mit bewussten und unterbewussten Bildern, Emotionen und Informationen.

Es gibt viele Übungen, durch die wir unsere Fähigkeit, eigene Welten in Bewegtbildern zu denken, trainieren können. Einige davon machen sogar richtig Spaß. An dieser Stelle haben wir eine, die besonders einfach anzuwenden ist: 

Diese Übung eignet sich besonders gut für zwischendurch. Die Ergebnisse sind Beschreibungen, aus denen wir in unserer Fantasie oft neue Ideen für Geschichten entstehen lassen können.

Wir suchen uns zu einem Substantiv, das wir uns aus unserer Umgebung oder einer Zeitschrift suchen (z. B. Gebäude) zwei Adjektive (z. B. prächtiges und gut bewachtes). Nun denken wir uns weitere Details aus (z. B. Regierungsgebäude, umzäunt, Fahne auf dem Dach). Stück für Stück setzen wir nun aus unserer Wortsammlung eine Beschreibung zusammen. Dabei sind wir kreativ und ergänzen, was uns dazu gerade einfällt. 

Ein stark bewachtes Regierungsgebäude, vielleicht eine Botschaft, taucht vor mir auf. Auf dem Dach weht eine Flagge, die ich nicht kenne. Der Eingang ist prunkvoll und ein roter Teppich befindet sich auf den großzügigen Treppen, über die man hineingelangt.  Davor befindet sich ein gepflegter Garten mit vielen exotischen Pflanzen. Mehrere Limousinen, deren Fahrer sich rauchend unterhalten, parken davor.

Wie in einem Malbuch, in dem wir die leeren Felder ausmalen, gehen wir so tief ins Detail, wie es uns gerade Freude bereitet. Ideen für weitere Einzelheiten und Funktionen notieren wir auf einem Notizzettel. Unser Tipp: Wer mag, kann die gesammelten Ergebnisse auch in zwei, drei Sätzen zusammenfassen und sich dabei vorstellen, wie er oder sie es einer Freundin beschreibt (hier: die Beschreibung eines Gebäudes).

Viel Freude beim Schreiben

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