Am Ziel vorbei

Jeder von uns schreibt anders.

Das Schreiben erzählender Texte funktioniert anders als das Lösen einer mathematischen Gleichung oder das Abarbeiten eines Projektes in einem Unternehmen. Es gibt nie nur eine oder eine begrenzte Anzahl an Möglichkeiten, wie wir eine Szene beschreiben können. Wortwahl, Stil und Satzbau eines jeden Schreibenden variieren und dies sorgt dafür, dass jeder Text unsere ganz persönliche Note trägt.

Manchmal merken wir es gar nicht. 

Doch wer viel und gerne schreibt, hat es sicher schon einmal erlebt: Bereits während wir schreiben, kann sich die Handlung verselbständigen und entfernt sich mit jeder Zeile mehr von unserer ursprünglichen Idee. Dies ist dann nur halb so schlimm, wenn die Haare der Hauptfigur plötzlich lang statt kurz sind oder der Treffpunkt sich von einem Café in ein Restaurant verlegt. Wenn sich allerdings der Anlass für einen aufkommenden Streit zwischen zwei Figuren ändert, lässt sich womöglich die darauf aufbauende Handlung nicht mehr so gestalten, wie wir es uns gedacht haben. Die Energie, die wir nun im weiteren Verlauf darauf verwenden, die Handlung wieder in eine stimmige Spur zu bringen, nimmt uns dann oft die Freude am Weiterschreiben.

Säulen für deine Geschichte.

Nicht immer hören wir gern, dass wir einen Plan oder Entwurf für unsere Ideen haben sollten. Einige sind sogar der Meinung, dass uns während des Schreibens die besten Ideen kommen und man deshalb keine Ziele braucht und sich überraschen lassen sollte, wohin die Reise gehen wird. Natürlich klingt es verführerisch, einfach drauf loszuschreiben und der Welt unserer Fantasie Ausdruck zu verleihen. Doch aus eigener Erfahrung sind wir da skeptisch und gerade für Anfängerinnen kann es hilfreich sein, wenn sie sich an Punkten orientieren können, auf die sie sich bereits vor dem Schreiben festgelegt haben. Denn wer ohne Ziel schreibt, kann auch schnell den Überblick verlieren. Wenn dies passiert, ist oft die ganze Idee am Ende, bevor wir ihr überhaupt eine Chance geben konnten.

„Was sich leicht und fließend lesen lässt, erfordert in seiner Entstehung oft besonders viel Arbeit und Aufmerksamkeit.”

Bilder im Kopf.

Geübte Autoren können nicht nur ihre Ideen und Handlungsstränge im Kopf behalten und entwickeln, sondern sie sind auch gut darin, sich Szenen in Bildern oder ganzen Filmsequenzen vorzustellen. Um sich dagegen als Anfängerin ganz auf das Schreiben konzentrieren zu können, empfehlen wir, zunächst mit einzelnen Beobachtungen und Szenen zu beginnen. Dies hat viele Vorteile, z.B. dass wir unseren eigenen Stil entwickeln können. Wer das Schreiben in kleinen und aufeinander aufbauenden Schritten lernt, hat mehr Freude daran. In unseren Gratis-Schreibkursen können alle, die sich für das Schreiben interessieren, sich ganz unverbindlich an den ersten eigenen Formulierungen versuchen.

Ein einfacher Aufbau

Gerade für Anfängerinnen sollte eine Anleitung zum Schreiben möglichst einfach und praxisnah aufgebaut sein. Ein einfacher wie wirkungsvoller Tipp ist es, nach einem chronologischen Aufbau vorzugehen. Warum? Auf diese Weise lernen wir, Schritt für Schritt unsere Handlung zu entwickeln. Wir gehen an dieser Stelle einmal davon aus, dass eine Szene beschrieben werden soll, in der sich ein Paar zu streiten beginnt. Um uns für diese Situation ein Gerüst zu erstellen, beschreiben wir zunächst in einem selbst gesteckten Zeitabschnitt, welche Dinge passieren. (Figur 1 kommt und wartet – Beschreibung des Cafés – Figur 2 trifft ein – beide begrüßen sich freundlich – beide bestellen etwas zu trinken – Figur 1 beginnt Figur 2 für ein Verhalten zu kritisieren …). Aus diesem Gerüst kann nun in einer zweiten Phase ein Entwurf entstehen, in dem wir Namen, Details und – in diesem Fall – das Gesprächsthema hinzufügen. 

Ein gelungener Entwurf macht das Schreiben einfacher.

Wie detailliert wir dabei vorgehen, bleibt uns überlassen. Maßstab sollte immer sein, dass wir zu jeder Zeit noch handlungsfähig sind. Damit ist gemeint, dass wir die Möglichkeit und Motivation behalten sollten, direkt aus unserem Entwurf einen fließenden Text zu schreiben. Wir wünschen dir viel Freude beim Ausprobieren.

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