Stück für Stück – eine SCHREIBÜbung
Vieles rund um das Schreiben einer eigenen Biografie wird uns in der SCHREIBKLASSE immer wieder beschäftigen. Denn letztlich steckt auch hinter dem Bedürfnis zu schreiben oft der Wunsch, etwas über die Dinge auszudrücken, die wir selbst erlebt haben. Wer jetzt also sofort damit beginnen möchte, dem empfehlen wir diese drei Schritte auszuprobieren:
Schritt EINS
Suche dir ein Ereignis oder einen Lebensabschnitt aus deiner Vergangenheit, mit dem du beginnen möchtest. Notiere auf einem Zettel, warum dir gerade diese Erinnerung wichtig ist.
Besonders gut für die ersten Versuche eignen sich Zeiträume oder Ereignisse, an die du dich lebendig und bildlich erinnern kannst. Das kann ein Urlaub sein, aber auch der Beginn einer Beziehung oder die Vorbereitungsphase auf eine wichtige Prüfung.
BEISPIEL
An meinen Umzug nach Osnabrück erinnere ich mich besonders gern und oft. Durch diesen Schritt hat sich mein Leben stark verändert. Ich war dadurch gezwungen, eigene Entscheidungen zu treffen, was mir am Anfang ziemlich schwer gefallen ist, wodurch ich aber viel selbständiger wurde.
Schritt ZWEI
Jetzt notierst du Einzelheiten, an die du dich aus deinem Gedächtnis erinnern kannst.
Du denkst und fühlst dich zurück an diesen Punkt deiner Vergangenheit und notierst alles, was dir dazu einfällt. Es können auch Dinge sein, die davor oder danach passiert sind, die in deiner Erinnerung aber dazugehören. Vermeide es, deine Gedanken zu detailliert aufzuschreiben. So lässt du dir mehr Raum und Möglichkeiten, die Erinnerung in Ruhe zu vergegenwärtigen. In dieser Phase geht es um einzelne Bilder und Emotionen, aus denen sich nach und nach ein vollständiges Gesamtbild ergeben wird.
BEISPIEL
- Pizza für meine Freundinnen von dem Italiener, bei dem ich auch heute noch gerne esse.
- Der Geruch der frisch gestrichenen Wände nach Farbe.
- Die Nachbarin Franzi, die spontan mitgeholfen hat und heute meine beste Freundin ist.
Schritt DREI
Du begibst dich nun auf die Suche nach weiteren Details deiner Erinnerung.
Du wirst feststellen, dass es oft Lücken in deiner Erinnerung gibt. Diese Lücken versuchst du nun mit Informationen zu schließen, die dich möglicherweise an weitere Einzelheiten erinnern. Es ist wie eine Recherche, für die du mit Beteiligten ins Gespräch kommst oder in deinen Unterlagen nach Hinweisen und Belegen suchst.
BEISPIEL
In meinen E-Mails finde ich noch das Wohnungsinserat, auf das ich damals geantwortet habe und stelle fest, dass ich zum ersten April eingezogen bin: Es war also Frühling und ich sehe die vielen Narzissen überall in der Stadt noch vor mir, einen kurzen Wintereinbruch und das Blühen der Zierkirsche vor meinem Fenster. Ich denke daran zurück, dass ich mir den teuren Lederschlüsselbund für meine ersten Wohnungsschlüssel gekauft habe, den ich auch heute noch verwende.
TIPPS ZUM SCHLUSS
Wie viele Bilder du in deiner Erinnerung findest und beschreibst, liegt ganz bei dir.
Es kommt gerade bei deinen ersten selbst verfassten Erinnerungen nicht so sehr darauf an, in welchem Stil du schreibst. Am einfachsten ist es sicher, wenn du der Reihe nach und in einfachen Sätzen deine Gedanken festhältst. Solltest du mit der Hand schreiben, dann lass’ einfach etwas Platz zwischen den Zeilen, damit du Dinge, die dir nachträglich einfallen, problemlos einfügen kannst.
Und noch etwas: Sobald du dich auf die Bilder und Emotionen konzentrierst, die besonders intensiv und deutlich für dich sind, fällt es dir möglicherweise leichter, die Bedeutung deiner Erinnerung besser einzuordnen. Nicht jedes Detail spielt für unsere Erinnerungen eine Rolle. Es kann also von Vorteil sein, wenn du dich auf die starken Momente konzentrierst und sie ausbaust. Auf diese Weise kannst du dich auch besser darauf konzentrieren, wie du deine Gedanken sprachlich besonders zutreffend ausdrückst.
Das Team der SCHREIBKLASSE wünscht dir viel Freude beim Schreiben.